Gefangen im Kleingedruckten: Die miese Masche mit dem Trägervertrag
„Sparen Sie jetzt 75%!“
Wenn ein solcher Satz in großen, fetten Buchstaben auf einem Brief von deinem Internetanbieter prangt, schlägt das Herz eines jeden Sparfuchses höher.
Auch meines.
Ich bekam vor einigen Tagen genau so einen Brief.
Ein Angebot, das so unfassbar gut klang, dass ich sofort stutzig wurde.
Ich ging der Sache auf den Grund, führte ein langes Telefonat und fand sie: eine kleine, unscheinbare Klausel im Kleingedruckten, die das ganze “Super-Angebot” in eine potenziell teure und unflexible Falle verwandelt.
Die Rede ist vom sogenannten Trägervertrag.
Eine Masche, die du unbedingt kennen musst, bevor du das nächste Mal einen scheinbar unschlagbaren Deal unterschreibst.
Das Lockvogel-Angebot: Wie alles begann
Alles fing ganz harmlos an.
Post von meinem Internetanbieter.
Normalerweise landet sowas schnell im Altpapier, aber die riesige „75%“ stach mir sofort ins Auge.
Die Idee: Weil ich bereits einen Internetvertrag bei ihnen habe, könnte ich für meine ganze Familie (Frau und zwei Kinder) Handyverträge abschließen und würde auf jeden einzelnen davon 75% Rabatt bekommen.
Bei einem normalen Handyvertrag, der vielleicht 40 Euro kostet, würde ich also nur noch 10 Euro bezahlen.
Bei vier Personen wäre das eine massive Ersparnis.
Mein erster Gedanke: Das ist ja der absolute Wahnsinn, da muss ich sofort zuschlagen!
Doch irgendetwas in mir war skeptisch.
Ich legte den Brief zur Seite, doch das Angebot ließ mir keine Ruhe.
Ein paar Tage später rief mich der Anbieter sogar proaktiv an.
Ein freundlicher Mitarbeiter erklärte mir noch einmal die Vorzüge und wie viel ich sparen könnte.
Ich hörte geduldig zu und stellte dann die entscheidenden Fragen.
Und da fiel zum ersten Mal das Wort, das den ganzen Deal entzauberte: der Trägervertrag.
Die Falle im Kleingedruckten: Was ist ein Trägervertrag?
Das Konzept ist im Grunde simpel und aus Sicht des Unternehmens genial.
Ein Trägervertrag ist dein Hauptvertrag – in meinem Fall der Internetanschluss.
An diesem einen Vertrag hängen alle anderen rabattierten Verträge wie eine Kette dran.
Der Trägervertrag „trägt“ quasi die gesamten Vergünstigungen.
Solange du diesen einen Hauptvertrag behältst, ist alles wunderbar.
Du profitierst von den extremen Rabatten auf deine Handyverträge und freust dich über die niedrige monatliche Gesamtrechnung.
Der Haken kommt erst zum Vorschein, wenn du etwas an deiner Situation ändern möchtest.
Der Verlust deiner Freiheit
Was passiert, wenn du in einem Jahr umziehst und dein jetziger Internetanbieter am neuen Wohnort nicht verfügbar ist?
Oder was, wenn ein Konkurrent ein deutlich besseres und günstigeres Internetangebot macht?
Normalerweise würdest du einfach kündigen und wechseln.
Aber mit einem Trägervertrag im Nacken wird das zur Kostenfalle.
Denn in dem Moment, in dem du deinen Hauptvertrag (den Trägervertrag) kündigst, erlöschen mit sofortiger Wirkung ALLE damit verbundenen Rabatte.
Deine Handyverträge laufen zwar weiter, aber plötzlich zahlst du für jeden einzelnen den vollen, nicht rabattierten Preis.
Aus den günstigen 10 Euro pro Vertrag werden dann vielleicht 40 Euro.
Deine monatlichen Kosten explodieren, und du bist in teuren Handyverträgen gefangen, die du zum vollen Preis niemals abgeschlossen hättest.
Die Strategie der Unternehmen: Kundenbindung um jeden Preis
Man muss ganz klar sagen: Das ist kein Versehen, sondern eine ausgeklügelte Strategie zur Kundenbindung.
Unternehmen wie Telekommunikationsanbieter oder auch Versicherungen nutzen solche Kopplungsangebote, um dich langfristig an sich zu binden.
Sie machen dich bewusst abhängig von einem einzigen Vertrag.
Die Hemmschwelle, den Anbieter zu wechseln, wird dadurch massiv erhöht, selbst wenn es woanders bessere Angebote gibt.
Die Angst vor den explodierenden Kosten der „angehängten“ Verträge ist oft größer als der Wunsch zu sparen.
Es ist ein goldener Käfig: Du bekommst zwar ein paar Vergünstigungen, bezahlst dafür aber mit deiner Flexibilität und Freiheit.
Mehr zu solchen rechtlichen Konstrukten, die als „Kopplungsverträge“ bekannt sind, kann man oft bei der Verbraucherzentrale (Link dahin: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/digitale-welt/mobilfunk-und-festnetz/kopplungsvertraege-was-erlaubt-ist-und-was-nicht-11145) nachlesen.
Wie du dich vor solchen Fallen schützt
Die gute Nachricht ist: Du bist diesen Maschen nicht hilflos ausgeliefert.
Mit ein wenig Aufmerksamkeit und den richtigen Fragen kannst du solche Fallen leicht umgehen.
- Sei grundsätzlich skeptisch: Wenn ein Angebot zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das in der Regel auch. Hohe Rabatte haben fast immer einen Haken.
- Lies das Kleingedruckte: Nimm dir die Zeit und lies die Vertragsdetails. Suche gezielt nach Begriffen wie „Kopplung“, „Hauptvertrag“, „Trägervertrag“ oder „Rabattvoraussetzung“.
- Stelle die entscheidende Frage: Frage den Verkäufer oder den Mitarbeiter an der Hotline direkt und unmissverständlich: „Was passiert mit meinen Rabatten auf die Verträge B, C und D, wenn ich den Hauptvertrag A kündige?“ Lass dir die Antwort am besten schriftlich bestätigen.
- Bewahre deine Flexibilität: Überlege dir gut, ob die kurzfristige Ersparnis den langfristigen Verlust an Flexibilität wert ist. Oft ist es klüger, für jeden Dienst (Internet, Handy, TV) einen separaten, unabhängigen Vertrag beim jeweils günstigsten Anbieter abzuschließen.
Fazit: Flexibilität ist mehr wert als Rabatte
Meine persönliche Geschichte mit dem Trägervertrag hat mich in meiner Überzeugung bestärkt: Lass dich nicht von gigantischen Prozentzahlen blenden.
Die Freiheit, jederzeit den Anbieter wechseln zu können, um auf veränderte Lebensumstände oder bessere Marktpreise zu reagieren, ist auf lange Sicht fast immer mehr wert als ein kurzfristiger Rabatt.
Echte finanzielle Souveränität bedeutet, die Kontrolle zu behalten und nicht in Abhängigkeiten gefangen zu sein.
Ein ganzheitliches Bild zum Thema Geld und dem perfektionierten Umgang damit findest du in meinem Buch Schuldenfrei (Link dahin: Schuldenfrei: Dein Weg aus der Schuldenfalle).
Haust du rein, ich bin raus









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