Symbolbild zu den moralischen Fragen an einer Selbstbedienungskasse in einem Supermarkt.

Die Selbstbedienungskasse: Einladung zum Klauen oder smarte Effizienz?

Du kennst sie.

Du nutzt sie wahrscheinlich auch.

Die Rede ist von der Selbstbedienungskasse im Supermarkt oder in der Drogerie.

Ich persönlich bin ein riesiger Fan davon.

Keine Schlange, kein Stress, alles im eigenen Tempo.

Doch vor kurzem ist mir etwas passiert, das mich sehr nachdenklich gemacht hat und das die ganze Debatte um diese Kassen perfekt auf den Punkt bringt.

Es geht um einen Block Parmesan für knapp 4 Euro – und die Frage nach der Ehrlichkeit, wenn niemand hinschaut.

Meine Parmesan-Beichte: Ein kleiner Fehler mit großer Wirkung

Ich war bei Edeka, der Einkaufswagen war voller als geplant, wie das eben so ist.

Ich gehe zielsicher zur Selbstbedienungskasse, scanne meine 25 oder 30 Artikel, bezahle mit dem Handy und packe alles ein.

Alles wie immer.

Auf dem Weg zum Auto schaue ich aus reiner Gewohnheit nochmal auf den Kassenbon.

Irgendwas fühlt sich komisch an.

Die Summe kommt mir zu niedrig vor.

Ich gehe die Posten durch und stelle fest: Der Parmesan fehlt.

Ich habe ihn eingepackt, aber ich habe ihn definitiv nicht gescannt und somit nicht bezahlt.

In diesem Moment hast du zwei Möglichkeiten.

Möglichkeit eins: Du denkst dir „Pech für den Laden, Glück für mich“, setzt dich ins Auto und fährst nach Hause.

Möglichkeit zwei: Du atmest kurz durch, nimmst den unbezahlten Käse und gehst zurück in den Laden.

Ich habe mich für Möglichkeit zwei entschieden.

Die Reaktion der Mitarbeiterin war eine Mischung aus Überraschung und Dankbarkeit.

„Das machen nicht viele“, sagte sie.

Und genau dieser Satz hat mich getroffen.

Die Psychologie der Selbstbedienungskasse

Warum ist das so?

Warum ist die Hemmschwelle, an einer Selbstbedienungskasse einen Fehler „passieren zu lassen“, so viel geringer?

Der Hauptgrund ist die fehlende soziale Kontrolle.

Es schaut dir kein Kassierer direkt auf die Finger.

Der Kontakt ist anonym und technisch.

Das reduziert das Gefühl, eine moralische Grenze zu überschreiten.

Es fühlt sich für viele nicht wie klassischer Diebstahl an, sondern eher wie ein Austricksen des Systems, ein Kavaliersdelikt.

Die Bequemlichkeit und die Geschwindigkeit sind die offiziellen Gründe, warum wir diese Kassen lieben.

Der inoffizielle, psychologische Grund ist für viele aber auch die fehlende Überwachung.

Die eiskalte Kalkulation der Konzerne

Glaub aber nicht, dass die Supermarkt-Konzerne naiv sind.

Sie wissen ganz genau, was da passiert.

Die Einführung von Selbstbedienungskassen ist eine knallharte betriebswirtschaftliche Entscheidung.

Jede SB-Kassenzone, die vier Kassen umfasst und von nur einem einzigen Mitarbeiter betreut wird, spart dem Unternehmen drei volle Gehälter.

Pro Schicht. Tag. Jahr.

Das sind gigantische Summen.

In diese Kalkulation ist der zu erwartende „Schwund“ – ein nettes Wort für Diebstahl – bereits fest mit eingepreist.

Die Konzerne nehmen also bewusst in Kauf, dass an diesen Kassen mehr geklaut wird, weil die Einsparungen beim Personal unterm Strich deutlich höher sind.

Letztendlich zahlen wir alle diesen Diebstahl mit, da er sich natürlich in den allgemeinen Preisen der Produkte widerspiegelt.

Dieser folgende Artikel beschäftigt sich mit der Überwachung und dem Problem der zunehmenden Diebstahlrate (Link dahin: https://www.zdfheute.de/wirtschaft/diebstahl-sb-kassen-ki-supermarkt-haendler-100.html)

Fazit: Eine Frage des Charakters

Am Ende ist der Umgang mit der Selbstbedienungskasse eine Frage des persönlichen Charakters und der eigenen Ehrlichkeit.

Klar, die Versuchung ist da.

Und ja, die Konzerne kalkulieren Betrug mit ein.

Aber das kann keine Rechtfertigung für das eigene Handeln sein.

Ein gesunder und ehrlicher Umgang mit Geld fängt bei genau diesen kleinen, alltäglichen Entscheidungen an.

Wenn ich bei 4 Euro schon schwach werde, wie will ich dann bei großen finanziellen Entscheidungen einen klaren Kopf und ein reines Gewissen bewahren?

Die paar Euro, die man sich vielleicht ergaunert, sind den permanenten Stress bei jedem Piepen und jeder Stichprobe nicht wert.

Sei ehrlich, wenn niemand hinschaut.

Vor allem zu dir selbst.

Haust du rein, ich bin raus

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